Gerade Menschen, die immer wieder unter einer Blasenentzündung leiden, suchen nach einer Alternative zur Behandlung mit Antibiotika. Die Rückfallrate ist relativ hoch: jede vierte Frau, die eine akute Blasenentzündung hat, bekommt innerhalb von sechs Monaten erneut eine Blasenentzündung.

Wichtig: dieser Blogbeitrag ist eine persönliche Meinung der Autorin und soll keine ärztliche Beratung darstellen. Er ersetzt auch nicht den Besuch beim Arzt oder eine Diagnose. Es gibt Anzeichen, bei denen du auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen solltest, z.B. wenn die Beschwerden schlimmer werden oder wenn Blut im Urin ist.

In welchen Fällen kann ich eine Blasenentzündung ohne Antibiotika behandeln?

BlasenentzündungDie Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hat eine Leitlinie zur Diagnose, Vorbeugung und Therapie von Blasenentzündungen herausgegeben. Die DGU sieht immer noch Antibiotika als erstes Behandlungsmittel bei einer Blasenentzündung. Allerdings sagen die Experten auch, dass die Diagnose kritisch getroffen werden muss, damit Antibiotika nicht unnötig oft verschrieben werden.

Wenn du eine Blasenentzündung hast und über eine alternative Behandlung zu Antibiotika nachdenken möchtest, solltest du ein paar Dinge beachten:

Zum einen solltest du nur leichte oder mittlere Beschwerden haben (sog. unkomplizierte Harnwegsinfektion). Die Infektion darf noch nicht auf die Nieren übergegangen sein! Du kannst das unter anderem daran erkennen, dass du zwar Schmerzen beim Aufs-Klo-gehen hast, dich sonst aber fit fühlst und kein Fieber o.ä. hast.

Die Beschwerden müssen sich außerdem innerhalb von 5 Tagen deutlich verbessern. Falls du nach dieser Zeit noch keine Veränderung feststellen konntest und immer noch Schmerzen hast, solltest du zum Arzt gehen.

Mit welchen Mitteln kann ich eine Blasenentzündung alternativ behandeln?

«Viel trinken!»

Dass es super wichtig ist, bei einer Blasenentzündung viel zu trinken, ist dir bestimmt bekannt. Klingt allerdings nicht gerade intuitiv, viel zu trinken, wenn das Aufs-Klo-gehen weh tut, oder? Trotzdem macht es Sinn, viel Flüssigkeit aufzunehmen, denn nur so können die Bakterien aus dem Körper ausgeschwemmt werden.

Und wie viel Flüssigkeit soll es jetzt genau sein? Die DGU empfiehlt, pro Tag ca. 1,5 Liter zu trinken. Wenn du eine größere Menge Flüssigkeit trinkst, werden gleichzeitig die antibakteriellen Substanzen im Urin verdünnt – was die Heilung wiederum behindern würde.

ToilettenpapierVielleicht gehörst du wie ich zu den Menschen, die sich schwer damit tun, viel zu trinken. Da blicke ich immer neidisch auf meinen Mann, der sich pro Tag bestimmt über 2 Liter gönnt 😉 Der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass wir eine unterschiedliche Einstellung zum Trinken haben. Ich sage immer wieder zu mir selbst «Ich trinke nicht so viel.» oder «Mir fällt es schwer, viel zu trinken.» Für meinen Mann ist Trinken eine Sache, die einfach nebenbei läuft und die gar keinen großen Aufwand bedeutet. Ich glaube, Trinken hat auch viel mit Gewohnheit zu tun und Gewohnheiten fangen im Kopf an. Deshalb als Tipp an dich: wie sind deine Glaubenssätze zum Thema Trinken? Wichtig ist natürlich auch, dass du dauerhaft mehr trinkst, nicht nur während einer Blasenentzündung. Ich habe es sofort gemerkt, wenn ich mal einen Tag nicht so konsequent war mit dem Trinken – leider.

Es ist übrigens absolut erlaubt, dass du dir ein leckeres Getränk zubereitest. Ich meine hier natürlich nicht, dass du literweise Kaffee oder Cola trinken sollst. Wasser oder Tees ohne Zucker sind natürlich am gesündesten. Aber was hilft das, wenn du es nicht schaffst, genug davon zu trinken? Vielleicht magst du deinem Wasser etwas Fruchtsaft oder einfach einen Spritzer Zitronen- oder Limettensaft zugeben. Du musst für dich die Balance finden zwischen «ist noch gesund» und «es fällt mir leicht, viel davon zu trinken».

Und noch als letzten Tipp zum Thema Trinken: jede Stunde ein Glas zu trinken ist nicht schwer. Wenn du aber den ganzen Tag nichts trinkst und abends um 18 Uhr feststellst, dass du noch einen Liter trinken solltest, wird das eine echte Aufgabe… inklusive einer Nacht mit vielen Schlafunterbrechungen!

Spezielle Tees: Maishaartee, Bärentraubenblättertee

Tee gegen BlasenentzündungEs gibt außerdem spezielle Tees, mit denen du deine Blase unterstützen kannst. Während meiner «Blasenentzündungsphase» habe ich selbst Maisbarttee und Bärentraubenblättertee getrunken.

Maishaartee (oder auch Maisbarttee) wird aus den getrockneten braunen Haaren (den sogenannten Griffel) der Maispflanze gekocht. Maishaare werden traditionellerweise in Südamerika als Heilmittel eingesetzt. Maishaare wirken harntreibend. Bei einer Blasenentzündung ist das ein Vorteil, denn so wird die Blase besser durchgespült und die entzündungsverursachenden Bakterien werden ausgeschwemmt.

Ein anderer Tee, welchen du bei einer Blasenentzündung trinken kannst, ist Bärentraubenblättertee. Bärentraubenblätter wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Die antibakterielle Wirkung wurde sogar in einer Studie untersucht.

Maishaartee oder Bärentraubenblättertee kannst du auch begleitend zu einer Therapie mit Antibiotika trinken. Die Wärme des Tees tut deinem Körper gut und durch die Wirkung der Tees wird die Blase gut durchgespült und die Bakterien bekämpft. Vom Geschmack her sind beide Tees nicht wirklich ein Genuss. Aber erinnere dich immer wieder daran: hier ist die Wirkung des Tees wichtiger, als der Geschmack!

Cranberrysaft

Cranberries gegen BlasenentzündungCranberries wurden ursprünglich im nordamerikanischen Raum vor allem zur Vorbeugung gegen Blasenentzündungen eingesetzt. Cranberry Produkte gibt es als Saft, Tabletten oder Kapseln. Die Wirkungsweise ist immer die gleiche: verschiedene Bestandteile der Cranberry blockieren die kleinen «Ärmchen» der Bakterien (in der Fachsprache werden sie Fimbrien genannt). Dadurch können die Bakterien weniger gut an der Blasenwand haften und werden beim Aufs-Klo-gehen mit ausgeschwemmt (du siehst wieder einmal, warum trinken so wichtig ist). In den Studien, die für die Leitlinie der DGU ausgewertet wurden, wurden widersprüchliche Ergebnisse beobachtet. Daher hat die DGU keine Eindeutige Empfehlung für eine Vorbeugung mit Cranberrysaft ausgesprochen.

D-Mannose

D-Mannose ist ein Einfachzucker, der von unserem Körper gut aufgenommen wird, aber kaum verstoffwechselt wird. D-Mannose kann als Pulver oder Kapseln eingenommen werden, aber sie kommt auch in einigen Lebensmitteln vor, wie z.B. in verschiedenen Früchten. Wenn sich genügend D-Mannose in der Blase sammelt, heftet sich der Einfachzucker an die entzündungsverursachenden Bakterien. Dadurch können sich die Bakterien schlechter an die Blasenwand heften und werden beim Aufs-Klo-gehen ausgespült.

In einer Studie erhielten die Teilnehmer eine Dosis von 2g D-Mannose pro Tag. Im Vergleich mit der Placebo Gruppe konnte die Rate der Blasenentzündungen signifikant gesenkt werden. Einen ausführlicheren Artikel zur D-Mannose findest du hier.

Fazit

In diesem Blogartikel habe ich dir einige Alternativen oder Ergänzungen zu einer Behandlung mit Antibiotika vorgestellt. Trotzdem sind es bei weitem nicht alle Mittel, mit denen du eine Blasenentzündung bekämpfen kannst.

Es gibt Fälle, in denen eine Therapie mit Antibiotika sicherlich sinnvoll ist. Es wird aber auch verschrieben, weil die Betroffenen den unangenehmen Schmerz beim Aufs-Klo-gehen natürlich möglichst schnell wieder loswerden wollen. Der Nachteil an einer Behandlung mit Antibiotika ist, dass die Bakterien dagegen resistent werden können. Außerdem wirkt ein Antibiotikum natürlich nicht nur gezielt gegen die entzündungsverursachenden Bakterien, sondern gegen alle Mikroorganismen in deinem Körper – auch die guten. Man könnte bildlich – und etwas dramatisch – sagen: ein Antibiotikum ist wie eine Atombombe für den Körper. Ich hoffe, ich konnte dir mit dem Artikel einige Möglichkeiten vorstellen, über die du beim nächsten Mal mit deinem Arzt sprechen kannst.

 

 

Quellen:

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-044l_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf (S3 Leitlinie der DGU zu Harnwegsinfekttionen, Erscheinungsjahr 2017)

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6029138/">https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6029138/">https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6029138/ (Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen in der Allgemeinmedizin durch Behandlung mit uva-ursi)

Borchert D, Sheridan L, Papatsoris A, Faruquz Z, Barua JM, Junaid I, Pati Y, Chinegwundoh F, Buchholz N: Prevention and treatment of urinary tract infection with probiotics: Review and research perspective. Indian J Urol 2008; 24: 139–44 (Studie zu D-Mannose))

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/blasenentzuendung-ohne-antibiotika-behandeln-125543/



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