In unserer heutigen, manchmal sehr hektischen Zeit gibt es eine Bewegung, die in eine ganz andere Richtung geht: Menschen, die auf einmal von «Achtsamkeit» sprechen und vom «im Jetzt sein». Wenn du meditierst oder Yoga machst, kennst du den Begriff vielleicht schon.
Inhaltsverzeichnis
Meine erste Begegnung mit der Achtsamkeit
Im Jahr 2015 habe ich ein Vipassana gemacht. Das bedeutet: Ich war in einem Kloster und habe den ganzen Tag meditiert. Ich habe die ganze Zeit geschwiegen. In der Nacht habe ich nur 4 bis 5 Stunden geschlafen. Essen gab es nur zwischen 5.30 Uhr morgens und 12 Uhr mittags. Ich habe nur weiße Kleidung getragen, kein Makeup und keinen Schmuck. Und natürlich waren keine elektronischen Geräte erlaubt, nicht einmal Bücher oder Musik.
5 Tage habe ich das Vipassana gemacht. «Das klingt ja furchtbar!» denkst du dir jetzt vielleicht. Aber soll ich dir was sagen? Es war genau das Gegenteil. Nach den 5 Tagen habe ich mich vollkommen entschleunigt gefühlt. Ich konnte einfach nur auf meinem Bett sitzen und war vollkommen zufrieden – ohne mich nebenher mit etwas anderem zu beschäftigen zu müssen. Das ist glaube ich dieses großartige Gefühl des «im Jetzt sein» von dem alle sprechen.

Was bringt dir Achtsamkeit?
Achtsamkeit bedeutet, das Bewusstsein ganz in den jetzigen Moment zu bringen und ihn so wie er gerade passiert zu akzeptieren. Es gibt keine Sorgen darüber was ich noch erledigen muss, oder was in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Der Benefit? – Stress wird reduziert, genauso wie emotionale Erschöpfung. Dafür bekommen dein Fokus und deine Produktivität einen unglaublichen Boost.
Weißt du, wer das «im Jetzt sein» perfekt beherrscht? – Kinder! Die Standard Antwort, die man bekommt, wenn man zu einem Kind sagt «Das machen wir später» ist «Ich will aber jetzt!». Kinder nehmen sich die Zeit, Dinge ganz genau zu betrachten und zu entdecken, während wir als Erwachsene meistens überlegen, was wir als nächstes tun müssen oder was wir heute noch alles erledigen müssen. Somit befinden wir uns in einem permanenten Hamsterrad.
Wie kannst du das Thema im Alltag umsetzen?
Soll ich dir etwas trauriges sagen? Das großartige Gefühl, von dem ich oben erzählt habe, habe ich leider sehr schnell wieder verloren. Ich habe nicht konstant weiter daran gearbeitet und so hatte mich der Alltag sehr schnell wieder eingeholt. Es gibt eine Reihe von umsetzbaren Strategien für den Alltag, die ich dir hier vorstellen möchte.
1. Lege zwischendurch einen Spaziergang ein
Mein Lieblingstipp bevor du morgens mit der Arbeit beginnst: mach einen Spaziergang. Der Tipp eignet sich natürlich auch super dafür, die Pause mal mit etwas anderem, als dem Smartphone zu verbringen 😊 Es muss nicht das ruhige Waldstück sein, falls du mitten in der Stadt wohnst. Gehe einfach von dort los, wo du gerade bist. Nimm deine Umgebung genau wahr: welche Leute sind unterwegs. Sehen sie glücklich aus oder gestresst? Wie sieht der Himmel aus? Wie fühlt sich die Luft an? Was riechst du? Achte auf jeden deiner Schritte. Gehst du eher langsam oder zügig? Wie rollen deine Füße ab? Spürst du irgendwelche Unebenheiten am Boden? Genau darum geht es bei der Achtsamkeit: den Fokus auf die Details im Moment zu legen. Mit so einem Spaziergang machst du schon einen guten Schritt in Richtung Achtsamkeit.

2. Nimm dir 2 Minuten Zeit für eine Atempause
Die Atempause eignet sich super, wenn deine Gedanken umherschweifen, du aber gerade nicht von deinem Schreibtisch weg kannst. Achtsamkeit im Arbeitsalltag kann eine Herausforderung sein, wenn die ganze Zeit Kollegen um dich rumwuseln, du viele Telefonanrufe und Emails bekommst und gleich ins nächste Meeting musst. Der Trick: statt dich zu stressen und zu hetzen machst du jetzt genau das Gegenteil: du nimmst dir einen Moment Zeit (den du eigentlich gar nicht hast). Genauer gesagt, denkst du nämlich nur, dass du gerade gar keine Zeit hast. Dieses kleine Atemritual geht so: setze dich auf einen Stuhl, lege deine Hände auf die Knie. Schließe die Augen. Atme jetzt tief ein und fülle deine Lungen mit Sauerstoff. Am besten öffnest du dazu das Fenster, dann bekommst du auch gleich eine Extraportion Sauerstoff. Halte die Luft für 2 Sekunden und atme dann langsam aus. Wiederhole das für 2 Minuten. Dann sitze einfach nur da und spüre, wie sich dein Körper anfühlt.
3. «Nur für mich»-Übung
Diese Übung eignet sich hervorragend, wenn du mal einen Tag nicht so gut drauf bist. Ich habe die Übung das erste mal an einem Morgen ausprobiert, an dem ich ganz normal zur Arbeit gegangen bin und habe sofort einen Effekt festgestellt: der Tag hat auf einmal so viel Spaß gemacht! Schaue dir deine Umwelt ganz genau an. Wenn etwas passiert, das mit dir zu tun hat, dann denke: «Das hat Person XY gerade nur für mich gemacht!» Mein Morgen sah zum Beispiel so aus: ich bin über die Ampel gegangen: «Der Autofahrer hat nur für mich angehalten.» Ich gehe zum Fahrstuhl und jemand hält die Türen für mich auf: «Die Person hat den Fahrstuhl nur für mich angehalten.» Ich esse mittags in der Kantine ein Gericht: «Das hat der Koch nur für mich zubereitet.» Vielleicht musst du jetzt lachen (das ist die Reaktion, die ich normalerweise bekomme, wenn ich Leuten von der Übung erzähle). Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: es funktioniert wirklich! Es geht darum, den Fokus auf die vielen kleinen wunderbaren Dinge zu legen, die jeden Tag passieren. Durch den Zusatz «nur für mich» fühlst du dich wie jemand ganz besonderes – und das bist du auch.
4. Setze dir Zeitfenster, wie lange du für eine Aufgabe brauchen möchtest
Kennst du den Effekt, dass eine Aufgabe immer so lange brauchen wird, wie dir dafür Zeit zur Verfügung steht? Diesen Effekt nennt man «das Parkinsonsche Gesetz». Wenn du also deine Wohnung in möglichst kurzer Zeit putzen möchtest, dann nimm dir von vornherein eine halbe Stunde Zeit dafür. Dann hast du dein Zeitziel – 30 Minuten – fest im Blick. Dann gibt es kein «ich schau mal schnell aufs Smartphone» oder andere Ablenkungen in dieser Zeit. Auch wenn du vielleicht etwas länger brauchen solltest, als die 30 Minuten, du bist immer noch schneller, als ohne Zeitvorgabe, weil du dich selbst zur Produktivität anspornst.
Zusammengefasst bedeutet das: versuche deinen Fokus immer wieder im hier und jetzt zu behalten. Du kannst dein Leben nur vorwärts Leben und rückwärts betrachten. Mach dir also nicht so viele unnötige Gedanken – die Zukunft kommt sowieso und die Vergangenheit ist schon passiert. Auch wenn du jetzt nicht sofort zum Yogi-Meister wirst, schon wenn du im Alltag 1% mehr Achtsamkeit übst ist das ein Fortschritt!
Liebe Grüße, Thea